ADLATUS WINTERTHUR / SCHAFFHAUSEN






Wenn es in der Familie einmal kriselt (Suchtproblem am Arbeitsplatz)

Erfahrungsbericht:

von Andreas Maurer, Seuzach, Mitglied adlatus Region Winterthur – Schaffhausen

Sucht am Arbeitsplatz zerstört nicht nur das Leben des Betroffenen sondern auch das seiner Umgebung.

Der Autor dieses Artikels, Mitglied von adlatus Winterthur – Schaffhausen, wurde von einer Familie aus seinem Bekanntenkreis in einer solchen Situation um Unterstützung angerufen. Zusammen mit einem Kollegen, einem Rechtsanwalt aus dem Netzwerk adlatus, konnte der geprüften Familie zu einer für alle Familienmitglieder guten und einvernehmlichen Lösung verholfen werden.

Problematik

Rund eine halbe Million Menschen in der Schweiz leiden unter einem Alkoholproblem naher Familienangehöriger. Von Problemen im weiteren Verwandten- und Bekanntenkreis sind etwa 2.2 Millionen Menschen betroffen.

Suchtprobleme am Arbeitsplatz stellen kein isoliertes Phänomen dar, sondern haben Auswirkungen auf das nahe Umfeld, das Arbeitsklima, die Leistung bis hin zur Arbeitssicherheit und verursachen substantielle Kosten.

Hinzu kommt die Belastung der betroffenen Person und ihres nahen Umfeldes. Meist sind enge Familienangehörige besonders mit den negativen Folgen eines problematischen Konsums konfrontiert. Zerrüttete Beziehungen, Sorge um die suchtkranke Person sowie um den Zusammenhalt der Familie und die Wohnsituation gehören zu den zahlreichen Belastungen.

Ausgangslage

So eine schwierige Situation wurde aus meinem Bekanntenkreis mit der Bitte um Unterstützung an mich herangetragen. Aus naheliegenden Gründen sollte dies absolut vertraulich geschehen.


Ein erstes Gespräch zeigte folgende Problemsituation

  • Ein Ehepaar mit drei erwachsenen Kindern (1 Tochter, 2 Söhne, einer mit eigener Familie, alle ausserhalb des elterlichen Eigenheims wohnend).
  • Der Vater wurde vorzeitig pensioniert (vorher in leitender Position in einem international tätigen Grossunternehmen). Er leidet unter einem Suchtproblem. Trotz Behandlungen ist er noch immer abhängig. Folgen hiervon sind Selbstgefährdung (und anderer Personen) durch Autofahren und Treppenabstürze. Mehrmalige Hospitalisierungen, etc. wurden deswegen notwendig. Wegen fehlender, realistischer Selbsteinschätzung pflegt er zudem einen verschwenderischen Umgang mit Geld und ist diesbezüglich uneinsichtig. Das verfügbare Geld reicht nicht mehr und das Familienvermögen schwindet bedrohlich.
  • Die Mutter besorgte den Haushalt, hat die Kinder grossgezogen, ist teilzeitbeschäftigt und muss nun auch noch den Ehemann betreuen. Wegen der heute nicht mehr zumutbaren Situation im Eigenheim lebt sie seit kurzer Zeit getrennt in einer Mietwohnung. Das Verhalten des Vaters belastet zunehmend auch die erwachsenen Kinder.
  • Die Mutter ist verzweifelt, weiss keinen Ausweg mehr und bat mich deshalb um Hilfe.
  • Obschon diese Problemsituation nicht zum normalen Aufgabenbereich von adlatus gehört, beschloss ich, da Kompetenzen aus verschiedenen Disziplinen erforderlich waren, den Fall im Rahmen des adlatus-Netzwerkes zu übernehmen.

Problemlösung

Die eingehende Analyse der vielen Problembereiche dieser Familie bewog mich, für die juristischen und erbrechtlichen Fragen meinen adlatus-Kollegen, Rechtsanwalt Dr. iur. Jürg Rohner, beizuziehen.

Unser Vorgehen war:

  • Klärung der finanziellen und ehevertraglichen Situation
  • Abklärung der Behandlungschancen des Vaters
  • Realisierung einer sicheren, dem Abhängigkeitszustand entsprechenden Unterbringung des Vaters
  • Prüfung der durch diese Unterbringung entstehenden finanziellen Auswirkungen
  • Nutzungsmöglichkeiten / Verkauf der Liegenschaft der Eltern
  • Sicherung des anwartschaftichen Vermögens der Mutter (Gütertrennung der Eltern?)
  • Diverse andere Fragen wie Pensionszahlungen, Erbschaftsangelegenheiten, allfälliges Ableben des Vaters, usw.


Bestand heute

Wegen der eingegangenen, spezifischen Geheimhaltungs-Vereinbarung kann ich hier nicht auf Details eingehen.

Soviel steht jedoch heute erfreulicherweise fest:

Der Vater lebt in einer Altersresidenz (freiwillige Lösung)

Haus / Liegenschaft ist notariell zu marktüblichen Konditionen verkauft (innerhalb der Familie!

Die Eltern haben einen Ehevertrag mit Gütertrennung

Die Lösung konnte ohne Einbezug der KESB realisiert werden

Die Familie ist stabilisiert und sehr zufrieden mit der Arbeit der beiden Adlaten

Die Dankbarkeit zeigt sich in einem Zusatzmandat für den Kauf einer Eigentumswohnung für die Mutter.